Joe Alex

Wer war Joe Alex?

Den Namen Joe Alex verbindet der Kaldenkirchener meist ohne große Überlegung mit der heimatlichen Nationalhymne „Hoch Kaldenkirchen“, einem Werk, mit welchem sich Alex unsterblich machte. Als Musiker natürlich eng verbunden mit dem Musikverein, mit dem absoluten Gipfel, daß er diese Komposition dem Musikverein widmete. Hoch Kaldenkirchen ist somit ein Stück Musikverein 1900 Kaldenkirchen.

Wer war nun dieser Joe Alex?

Josef August Alex wurde am 23.02.1895 in Recht/Malmedy geboren; seine Eltern waren der Oberzollsekretär August Alex und Maria geborene Neumann. Über seine Schul-, Jugend- oder Studienzeit bzw. seine musikalische Ausbildung liegen dem Verein keine Nachweise vor. Bekannt ist nur, daß er in Oberhausen wohnend, seine Frau Änne Ziebert, aus Sterkrade, kennenlernte. Diese Ehe blieb kinderlos.

Über seine musikalische Tätigkeit in den zwanziger- und dreißiger Jahren gibt es dagegen eine fast lückenlose Biographie. Er hat 509 Titel getextet und komponiert, die auch bei der GEMA registriert sind; weitgehend unter dem Pseudonym (Deckname des Komponisten) Herbert Sand. Joe Alex machte seine ersten Schallplattenaufnahmen mit dem Sänger Robert Koppel. 1933 spielte er für die Schallplattenfirma Brillant einige Titel ein; ein Jahr später für Telefunken. Ab 1935 stand er bei der Firma Tempo unter Vertrag, für welche er als musikalischer Leiter unter dem Namen „Tempo-Meister-Orchester“ oder „Musette-Orchester“ Aufnahmen machte. Bei den Schallplattenfirmen war er in diesen Jahren ein gefragter Musiker und Orchesterleiter. Für die Firma Lindström (Gloria) machte er Aufnahmen, darunter „Harmonika Duette“ u.a. mit dem bekannten Akkordeonsolisten Will Glahè. Seine Kompositionen, die aus volkstümlicher Musik, Polkas und Seemannsliedern bestanden, wurden auf Schallplatten verewigt. Seine Biographie sagt aus, daß er 1930 auch für den Film „Die große Sehnsucht“ die Filmmusik schrieb. Diese Filmmusik gab dann Elektrola als Schallplatte mit dem sehr bekannten Marek Weber Orchester heraus.

Obwohl er seit 1936 unter dem Namen „Joe Alex und seine Solisten“ eine Kapelle leitete, spielte er noch als Gastsolist in so berühmten Orchestern wie z.B. Kurt Widmann. Seine Spezialität war vor allem die Begleitung für den Gesang bei Schall-plattenaufnahmen. Obwohl diese Aufführungen und Kompositionen inzwischen meist vergessen sind, war es von Joe Alex damals keine geringe Leistung, in der in Deutschland und Europa bekannten Berliner „Musik-Scene“ musikalische Akzente zu setzen. Der musikalischen und künstlerischen Entfaltung waren jedoch unter dem Naziregime Grenzen gesetzt. Zudem kam dann noch der Krieg, der alles zunichte machte.

Nach dem Krieg kehrte Joe Alex von Berlin wieder für kurze Zeit nach Oberhausen zurück. Danach zog es ihn nach Kaldenkirchen, wohnhaft auf der Schulstraße (jetzige Grenzwaldstraße). Hier war er, wie konnte es anders sein, sofort wieder musikalisch tätig. Sicher gibt es noch ältere Kaldenkirchener Bürger, die sich daran erinnern, als das Varieté „Piccadilly“ im Saale Eicker, unter einem blauen Sternenhimmel, Veranstaltungen durchführte. Unter seiner Leitung spielte dort eine Kapelle, die auch mit Musikern aus Kaldenkirchen, wie z.B. dem Geiger Heinrich Rütten und Willi Ulen am Schlagzeug und Xylophon, besetzt war. Aber auch bei Tanzveranstaltungen spielte Joe Alex mit Musikern des Musikvereins wie z.B. Wilhelm Kessels und Hermann Schummers.

1947 komponierte er für den Kirchenchor Kaldenkirchen eine „Messe in E-Dur“ für gemischten Chor. In dieser Zeit stand er vorübergehend auch diesem Chor als musikalischer Leiter vor.

Joe Alex komponierte u.a. auch die Musik für eine Revue, die 1948 in Lobberich unter dem Titel „Ingenhoven einst und jetzt“ (Text: Hein Nicus) aufgeführt wurde. Hieraus wird ersichtlich, daß Joe Alex nicht nur in Kaldenkirchen, sondern auch in der näheren Umgebung bekannt und musikalisch tätig war.

Da ihn die Durchführung und Organisation musikalischer Veranstaltungen nicht ausfüllte, war Joe Alex natürlich auch weiterhin komponistisch tätig. In dieser Zeit komponierte und textete er die sogenannte Kaldenkirchener Nationalhymne, den Marsch „Hoch Kaldenkirchen“, der 1950 zum 50-jährigen Bestehen des Musikvereins uraufgeführt wurde. Unter seiner Leitung spielte der Musikverein, gesanglich begleitet durch den Männergesangverein „Liedertafel“ , erstmals öffentlich diese Marschkomposition. Den Musikverein verbindet natürlich mit dieser Komposition mehr als jeder andere Verein die Widmung: „Geschrieben zu Ehren des Musikvereins Kaldenkirchen anläßlich seines 50-jährigen Jubiläums. Kaldenkirchen, April 1950, Joe Alex“. Er setzte sich hiermit in Kaldenkirchen ein Denkmal. „Hoch Kaldenkirchen“ wird auch uns überleben und sicherlich bleibenden Charakter haben.

Der Aufenthalt von Joe Alex in Kaldenkirchen endete im Jahre 1951 mit seinem Umzug zur alten musikalischen Wirkungsstätte Berlin, wo er schnell wieder Fuß faßte. Aus einem heute noch vorhandenen Brief an seinem Freund, den verstorbenen Ehrenvorsitzenden des Musikvereins Willi Ulen, geht hervor, daß er dort schnell wieder in einer guten Kapelle verpflichtet wurde. Diese hatte monatlich für den Sender RIAS sechs feste Sendetermine. In einer deutschen Wochenschau Anfang der 50-er Jahre war er mit seinem Akkordeon zu sehen.

Nach dem Tod seiner Frau heiratete er in Berlin zum zweiten Male. Seine Frau brachte eine Tochter mit in die Ehe, die heute noch in Bayern lebt. In seinem Brief an Willi Ulen schrieb er weiter, daß er im Jahre 1955 sechzig Jahre alt werde. Er wolle dann seine restlichen Lebensjahre in Kaldenkirchen verbringen. Es blieb jedoch bei diesem Versprechen.

Sein vermutlich letzter Besuch in Kaldenkirchen fand zu Pfingsten 1967 statt. Der Musikverein spielte auf der Jahnkampfbahn anläßlich eines Jugendfußballturniers. Hier dirigierte er noch einmal, unvergeßlich für die, die dabei waren, seinen Marsch „Hoch Kaldenkirchen“. Bei diesem Platzkonzert waren, wie es der Zufall nun einmal will, drei Persönlichkeiten des Kaldenkirchener Musiklebens anwesend: Mitgründer und Ehrendirigent Peter Dammer, Ehrendirigent Hans Borghoff und eben Joe Alex. Die Situation wurde damals von Hubert Janz erkannt und im Bild festgehalten (siehe unten).

Joe Alex starb 1973 im Alter von 78 Jahren in Berlin und fand auch dort auf dem St-Michaels-Friedhof seine letzte Ruhestätte . Ein großer Musiker verließ die Bühne des Lebens. Für den Musikverein 1900 bietet diese Festschrift eine Gelegenheit, über Joe Alex zu berichten. Sein Name ist insbesondere durch „Hoch Kaldenkirchen“ mit unserer Heimatstadt Kaldenkirchen untrennbar verbunden. Auch die neue Stadt Nettetal hat inzwischen sein Wirken durch eine Straßenbenennung in Kaldenkirchen gewürdigt. Schallplatte und CD des Musikvereins beinhalten natürlich „unsere Nationalhymne“